Im Herbst 2023 startet in Leuven das einzigartige Stadtfestival Bouts – Neue Perspektiven, in dessen Mittelpunkt der Leuvener Maler Dieric Bouts steht. Bouts zog um 1445 nach Leuven und gilt als einer der wichtigsten Künstler der Stadt und war beeinflusst von der virtuosen Technik Jan van Eycks und der innovativen Bildsprache Rogier Van der Weydens. 1464 wurde Bouts zum Stadtmaler ernannt, schuf u.a. den Abendmahlsaltar und das Triptychon mit der Marter des Heiligen Erasmus für die Sint-Pieterskirche. Dieric Bouts starb am 6. Mai 1475 in Leuven als wohlhabender Bürger.

Das Werk Dieric Bouts‘ lässt sich nicht so leicht in eine Kategorie einordnen. Das M Leuven versammelt deshalb in einer umfangreichen Retrospektive zahlreiche Meisterwerke von Bouts und seinen Zeitgenossen aus bedeutenden belgischen und internationalen Sammlungen und stellt das Rätselhafte des Dieric Bouts in den Mittelpunkt der Schau: Was zeichnete seine Arbeit aus? Inwieweit wurde Bouts durch den Zeitgeist, in dem er lebte, bestimmt und welchen Einfluss hatte der soziale und städtische Kontext auf sein Werk? Neben der historischen Erzählung sucht das M Leuven dabei auch Analogien zur visuellen Sprache des 21. Jahrhunderts mit Popkultur und Games.

Nur einen Steinwurf vom M Leuven entfernt zeigt die historische Universitätsbibliothek eine weitere hochkarätige Ausstellung, die Dieric Bouts und seine Zeit zu verstehen hilft. Die Schau „Wissen an der Kette“ erzählt, wie Wissen im fünfzehnten Jahrhundert verteilt und kontrolliert wurde und stellt dabei auch immer wieder Bezüge zu unserer heutigen Welt her. So löste die Erfindung des Buchdrucks eine echte Revolution aus, ähnlich wie die Einführung des Internets in unserer Zeit. Aber wie unterscheidet sich die Situation im fünfzehnten Jahrhundert von der heutigen Wissenslandschaft? Was können wir aus der Vergangenheit lernen? Und auf welche Weise setzen sich Wissenschaftler und Künstler mit den großen technischen und wissenschaftlichen Innovationen der Vergangenheit und Gegenwart auseinander? Die Ausstellung vereint kostbare Handschriften, Juwelen der Druckkunst und zeitgenössische Kunst zu einem überraschenden Ganzen.

Beide Ausstellungen sind eingebettet in ein Stadtfestival. Unter dem Motto „Neue Perspektiven“ will das Festival die Bedeutung von Dieric Bouts aus verschiedenen Blickwinkeln neu betrachten und zeigen, wie wissenschaftliche, technologische und gesellschaftliche Innovationen künstlerische Innovationen mitbegründen – gestern und heute. So wird es zum Beispiel einen Ausstellungsparcours geben, der unter anderem zur Sint-Pieterskirche führt: Hier sind zwei Meisterwerke Dieric Bouts‘ in situ zu bewundern. Außerdem wird es ein großes Musikfestival und ein partizipatives Projekt geben, an dem sich die Bürger und Besucher Leuvens beteiligen können.