Als vor 200 Jahren das Vereinigte Königreich der Niederlande gegründet wurde, hatte dies für Gent weitreichende Folgen. Zwar sollte der Staat in dieser Form lediglich 16 Jahre Bestand haben. Doch zwischen 1815 und 1831 wurde die Basis für die pulsierende Stadt der Gegenwart gelegt: 1817 wurde die Universität gegründet und bald darauf der Kanal Gent-Terneuzen fertiggestellt, der den Hafen der Stadt mit der Nordsee verbindet. Nicht zuletzt hat König Wilhelm I. den Aufstieg zur Textilstadt unterstützt.

In den kommenden Monaten nun erinnert die Stadt mit einem vielseitigen Kulturprogramm an das historische Datum. Zur Initiative ?Gent wird oranje? gehört eine Ausstellung im Städtischen Museum (STAM). Titel: ?Das verlorene Königreich: König Wilhelm I. und Belgien?. Vom 15. Oktober bis zum 28. März 2016 gehen die Kuratoren unter anderem der Frage nach, warum der mitunter despotische Herrscher im Süden seines Königsreiches so viel populärer als im Norden war.

Das Design Museum widmet sich derweil einer Gegenüberstellung von belgischem und niederländischem Design. Dabei werden Exponate aus dem gesamten Zeitraum von 1815 bis 2015 gezeigt. Das ?Derby? beginnt am 23. Oktober und endet am 13. März 2016. Kenner freuen sich schon jetzt auf den Vergleich der filigranen belgischen Variante der Art Nouveau mit der deutlich strengeren Spielart der Niederlande. Die Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit dem Museum Boijmans van Beuningen in Rotterdam organisiert.

Das Museum für Schöne Künste (MSK) schließlich wagt unter dem Motto ?Das Goldene Jahrhundert erneut besucht? eine Reise zurück in die Vergangenheit. Im Mittelpunkt stehen dabei die rund 60 Gemälde aus dem Goldenen Jahrhundert, die zur Sammlung des Hauses gehören. Das Besondere dabei ist, dass die Werke von Jan van Goyen, Frans Hals oder Albert Cuyp erstmals in ihrem Kontext gezeigt werden. Stillleben etwa erhalten Gesellschaft von Obstschüsseln und anderen passenden Objekten. Die Ausstellung ist vom 10. Oktober bis zum 28. Februar 2016 zu sehen.

Die Liebe der Genter zu ihrem Nachbarland übrigens ist keineswegs einseitig: Die heutigen Niederländer machen die größte Besuchergruppe aus ? und an der Genter Uni sind mehr als 1000 Studenten aus dem Königreich im Norden eingeschrieben.